Teil I
L a n d
Regina, Tochter europäischer Eingewanderter, erkennt im ‘Land der unbegrenzten Möglichkeiten’ die Chance,
ihren Traum von Anerkennung und öffentlicher Geltung erfüllt zu bekommen, der ihr in der alten Heimat als einer
Frau und auf Grund ihrer niederen Herkunft verwehrt geblieben wäre. Mit allen legalen und illegalen Mitteln treibt
sie ihre ‘amerikanische Karriere’ voran und erreicht am Ende tatsächlich das angestrebte Ziele, den größten
Landbesitz im Bezirk an sich zu bringen. Zum Problem wird ihr allerdings, daß in der patriarchalischen Gesellschaft
der Frau zusätzlich auch noch die Verantwortung für die Familie auf ihren Schultern lastet. Wie schwer beides unter
einen Hut zu bringen ist, wird zu einer schmerzlichen Erfahrung in der Euphorie des sozialen Aufstiegs.
Julia Gschnitzer als Regina Grothum am Volkstheater Wien
Teil II
G r o t h u m H a u s
Am Ende spielt es keine Rolle, wie Macht zustande kommt. Zähneknirschend müssen die Nachbarn die Position
von Grothum Haus akzeptieren, noch dazu, da Regina geschickt genug ist, sich vor al-lem im sozialen Bereich zu
engagieren. Sie organisiert Wohltätigkeitsveranstaltungen für die Solda-ten im europäischen Krieg von 1914, bei
denen sich niemand ausschließen kann, ohne sein Gesicht zu verlieren. Regina versteht es auch, auf dieser Klaviatur
perfekt zu spielen, ihr einziger Kummer bleibt, daß dem von ihr aufgebautem Imperium der Erbe versagt zu bleiben
scheint, der den Namen Grothum in die nächsten Generationen weiterträgt. Tochter Thelma wird wohl kinderlos
bleiben und bei aller Mühe kaum noch zu verheiraten sein, Romed sitzt als Krüppel im Rollstuhl seines Vaters und
in der erzwungenen Ehe zwischen Vigil und der Kellnerin Fanny läuft nicht alles zum besten. Als Fanny sich endlich
doch als schwanger erweist, entstehen neue, unerwartete Probleme für Regina.
Teil III
N e k r o l o g
In der wirtschaftlich schwierigen Zeit der Zwanzigerjahre ist Grothum Haus längst etabliert. Die Not der Kleinen
macht die Großen reicher. Regina hat eine Reihe von Stiftungen und Wohltätigkeitsvereinen gegründet, die sie vom
anhaftenden Beigeschmack ihrer illegalen Anfänge reinwaschen. Inzwi-schen trägt der gesamte Bezirk den Namen
Grothum, ein Enkelkind, durch die späte Geburt frei von Vergangenheitsbelastungen, gibt Regina die Zuversicht,
daß ihr Werk über ihren Tod hinaus weiterbestehen wird. Da holt sie am Lebensende die Vergangenheit doch noch
einmal ein: Sohn Vigil, der desertiert war, um nicht in den Krieg nach Europa einrücken zu müssen, kehrt unvermittelt
zurück. Verkommen und längst auf der schiefen Bahn, könnte dem inzwischen blitzsauberen Image von Grothum Haus
doch noch einmal einen argen Dämpfer versetzen...
Gisela May als Regina Grothum bei einer
Live-Aufzeichnung vor Publikum durch den ORF